Suburbanisierung und Deagrarisierung in den Gemeinden im Riedelland im Osten von Graz

Diplomarbeit – Suburbanisierung und Deagrarisierung in den Gemeinden im Riedelland im Osten von Graz

am Institut für Geographie und Raumforschung an der Karl-Franzens-Universität Graz

Zusammenfassung

Die betrachteten Gemeinden des Untersuchungsgebietes liegen alle im Bezirk Graz-Umgebung. Die physiogeographischen Vorraussetzungen sind sehr ähnlich. Sie schwanken zwar in Bezug auf Morphologie und Pedologie stark, dies ist aber in allen Gemeinden der Fall. Die trennenden Faktoren sind die humangeographischen und hier insbesondere die Suburbanisierungs- und Deagrarisierungserscheinungen, auf denen der Schwerpunkt der Arbeit liegt.

In Bezug auf die Suburbanisierung ist zu sagen, dass die Arbeitshypothese bestätigt wurde. Die Suburbanisierungserscheinungen und das Bevölkerungswachstum nehmen mit steigender Entfernung zur Kernstadt Graz ab. Diese Aussage ist allerdings generalisierend, denn auch die Morphologie und die an sie gebundenen Straßen spielen eine zentrale Rolle.

Das Bevölkerungswachstum und die mit ihr verbundene Zersiedelung ist an gut ausgebauten Verkehrsverbindungen deutlich stärker, sie tastet sich bedeutend weiter in den ländlichen Raum vor als an Nebenstraßen und Seitentälern, als Beispiel sei hier die Katastralgemeinde Schaftal genannt, die obwohl sie direkt an die Kernstadt angrenzt, ihren ländlichen Charakter bewahrt hat.

Das Maximum der Bevölkerungsentwicklung ist in Hart bei Graz zu sehen, das Minimum in Langegg bei Graz

Die Bevölkerungsentwicklung wurde erst durch die Suburbanisierung dynamisiert, dies hat die Analyse auf Ortschaftsbasis deutlich erwiesen, zuvor waren durch die Landflucht teilweise sogar Rückgänge zu verzeichnen, die wellenförmige Ausweitung der Suburbanisierung zeigt sich deutlich in der Bevölkerungsentwicklung, inzwischen sind auch die Randgemeinden der Region zumindest in Ansätzen erfasst worden.

Durch die Nähe zur Kernstadt wurden die Landgemeinden zu Schlaforten für die zahlreichen Pendler in die Kernstadt Graz. Größere Betriebe in der Region fehlen fast vollständig bis auf die Firma Knapp in Hart bei Graz. Die Konzentration auf das größte Arbeitsmarkt-Zentrum der Steiermark ist bei der Nähe zur Kernstadt verständlich, nimmt jedoch nach außen ab.

Die Deagrarisierung steht mit der Suburbanisierung in Zusammenhang, letztere ist einer der Gründe für die Deagrarisierung, die besonders in den Gemeinden mit starker Bevölkerungszunahme rapide voranschreitet. Die Gründe für die Deagrarisierung sind vielfältig und wirken oft zusammen, als regionsspezifische Besonderheit ist der starke Siedlungsdruck zu erwähnen.

Die Deagrarisierung ist durch den Mangel an verwertbaren Daten ungleich schwieriger zu quantifizieren als die Suburbanisierung, jedoch kann man den Grad der Suburbanisierung und der mit ihr verbundenen Zersiedelung als Gradmesser verwenden. Je größer die Suburbanisierung einer Gemeinde desto weiter ist die Deagrarisierung fortgeschritten.

Die einzelnen Bauern sind umso gefährdeter, je näher sie zur Kernstadt liegen, je kleiner ihre landwirtschaftliche Nutzfläche ist und umso geringer ihre Spezialisierung ist. Die Deagrarisierung ist selektiv, zuerst verschwinden die Klein und Nebenerwerbsbauern, später jene Mittelbauern die sich nicht angepasst haben und zuletzt ab einer gewissen Bebauungsdichte, die in der Region wahrscheinlich nur punktuell erreicht alle Bauern. Dieses Entstadium ist jedoch nur im Bereich der Siedlungskerne denkbar.

 

Bevölkerungsentwicklung in der Marktgemeinde Laßnitzhöhe von 1910 bis 2001 zeigt die Suburbanisierung

 

Autor: Andreas Filipancic

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